St.Gallen ist am Puls der Nanomedizin
Anfang September 2021 findet die europäische Konferenz zur Nanomedizin «NanoMed Europe21» in St.Gallen statt. Was hat St.Gallen mit Nanomedizin zu tun? Peter Wick, Head Particles-Biology Interactions an der Empa in St.Gallen gab Auskunft.
Bild: Peter Wick,Head Particles-Biology Interactions, Empa
Nanotechnologie ermöglicht neue Therapien
Die Nanotechnologie erlaubt es, Materialien bzw. Formulierungen herzustellen, die in der gleichen Grössenordnung sind wie die Bausteine menschlicher Zellen. Dies erlaubt es, zum ersten Mal Therapieansätze zu entwickeln, die eine Krankheit gezielt auf der molekularen Ebene bekämpfen können – auch unter Berücksichtigung des genetischen oder metabolischen Fingerabdrucks der Patientinnen und Patienten.
Aus St.Gallen in die Welt
In St.Gallen sitzt mit Vifor Pharma die Firma, die vermutlich schon am längsten im Bereich Nanomedizin unterwegs ist. Die Eisenpräparate von Vifor Pharma, welche verwendet werden, um Eisenmangel zu therapieren, beruhen auf kleinsten, im Nanometerbereich liegenden Eisenpartikel, die mit einer Zuckerschicht umhüllt sind. Diese Produkte sind schon seit Jahrzehnten auf dem Markt. Aktuell ist die Nanomedizin aufgrund der mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 besonders im Fokus und hat dadurch eine Art Durchbruch erlebt. Lipid-Nanopartikel verpacken die eigentlichen Impfstoffe, die aus äusserst labiler mRNA bestehen; dadurch gelangen sie leichter in die Körperzellen. In den Zellen lösen die mRNA-Moleküle dann verschiedene Reaktionen aus, die schliesslich dazu führen, dass die Geimpften gegen das Virus immun sind.
Die Empa in St.Gallen nutzt die Eigenschaften der Nano-Zwerge insbesondere für die Blutreinigung (etwa mittels kleiner magnetischer Partikel mit entsprechender Funktionalisierung Giftstoffe, Viren oder Bakterien aus dem Blut fischen können), für die Diagnostik oder als Gewebekleber (wobei die grosse Oberfläche der Nanopartikel dabei hilft, die biologischen Makromoleküle zu verbinden und dadurch schlecht nähbare Wunden zu verschliessen). Viele weitere Einsatzideen sind in der Warteschlange und der Standort St.Gallen spielt dank ansässiger Kompetenzen in der internationalen Nanomedizin ganz vorne mit.
NanoMed Europe 2021
Dank grossem Engagement der Empa, des Kantonsspitals St.Gallen und der Universität St.Gallen ist es nun gelungen, die «NanoMed Europe»-Konferenz nach St.Gallen zu holen. Vom 7. bis 9. September 2021 tagt die europäische Technologieplattform «Nanomedicine» in St.Gallen – aufgrund der aktuellen Corona-Situation findet die Tagung in diesem Jahr rein virtuell statt. Obwohl hierzulande viel in der Nanotechnologie und in der Gesundheit unternommen wird, fand die Konferenz noch nie in der Schweiz statt. Die Zusammenarbeit zwischen den drei Institutionen läuft schon seit längerem, denn medizinische Themen sind komplex und benötigen deshalb das Zusammenspiel verschiedener Disziplinen. So war es für Peter Wick klar, dass auch die Konferenz im Dreiklang mit dem Kantonsspital St.Gallen und der Universität St.Gallen ausgetragen wird.