SimDeC - ein Ort der Begegnung in St.Gallen
Was können Sturzerkennugssysteme? Wie kann ich per Sprache Hilfe rufen? Wie bekomme ich die Flasche oder das Gurkenglas geöffnet? Wie kann ich ohne Schmerzen die Augentropfen anwenden oder Pfeffer mahlen? Diese und weitere Fragen werden im SimDeC aufgeworfen, diesem einzigartigen Wohnlabor in der Innenstadt von St.Gallen.
SimDeC steht für «Simulation im Bereich Dementia Care» und ist im örtlichen Sinne gesehen, eine Musterwohnung, die so konzipiert und eingerichtet wurde, dass sie möglichst vielen Menschen im Alltag hilft. Ein Ort der Begegnung, ein Wohnlabor, eine Drehscheibe für Wissen, die Benennung ist im Grunde nebensächlich, wichtig ist was an diesem Ort gemacht, gelehrt und geforscht wird. Wie kann ich längst möglich im gewohnten Wohnraum leben? Dieser und weiteren Fragen geht das SimDeC, unter Leitung von Pflegewissenschaftler und Dozent Josef M. Huber, nach. Aus dem Kompetenzzentrum Demenz an der Ostschweizer Fachhochschule OST entstanden, liegt der Fokus auf den Menschen und nicht der Demenz. Das Kompetenzzentrum möchte im SimDeC zum Dialog einladen. So engagieren sich viele Personen und verschiedene Institutionen, um bestmöglich ans Ziel zu kommen, nicht die beste Lösung zu finden, sondern die bedarfsgerechteste. Es geht dabei um Wissen und Erfahrung teilen. Für die Verantwortlichen die wichtigste Zielgruppe sind Einzelpersonen, die sich einem konkreten Problem gegenübersehen, das sie durch Technik lösen möchten. Gemäss Josef M. Huber «wir laden sie dann gerne zur «forschenden Beratung» ein – wir möchten das Problem genau verstehen – und bieten natürlich unsere Kompetenzen an, um einen Beitrag zur Problemlösung zu liefern.» Er betont, dass SimDeC nicht in Konkurrenz zu anderen Beratenden wie ProSenectute, Spitex etc. steht. «Uns geht es darum zu verstehen und gemeinsam das noch fehlende Wissen zu schaffen.»
Es gibt für «alles» eine Lösung.
Die Küche ist bedarfsgerecht, je nach Bedürfnis gibt es Anti-Rutschmatten, Vorratsbehälter, welche sich mit nur einer Hand öffnen lassen, simple Medikamentensysteme oder unterstützende Trinkbecher. Das Badezimmer widmet sich dem Thema der visuellen Wahrnehmung. Der Spiegel ist verblendet, was sinnvoll sein kann, wenn man zur eigenen Person nicht orientiert ist und erschrickt, wenn man denkt, da steht jemand anders vor einem. Orange Handtücher, WC-Brille und Markierungen unterstützen die Wahrnehmung durch Kontraste, was ungleich einem Spital ist. Im Schlafzimmer sind beispielsweise sogenannte Sturzerkennungssysteme platziert oder automatische Fensterschliessungen. Es gibt für «alles» eine Lösung. Kann man in der Musterwohnung auch probewohnen? Nein, das SimDeC ist kein Ort, an dem man wirklich gut leben könnte. Eine fremde Umgebung erzeugt oftmals auch Unsicherheiten. Gemäss Josef M. Huber sind viele Menschen überfordert, wenn sie die Wohnung das erste Mal betreten. «Es gibt technische Lösungen vor Ort, welche sehr einfach zu verstehen sind und dann gibt es technische Lösungen, in die man sich hineinarbeiten muss.» Doch es können mobile Dinge ausgeliehen werden, die dann zu Hause in der normalen Lebensumgebung getestet werden können. So haben Interessierte nur einen Faktor, der sich ändert und die Verantwortlichen bekommen hautnahe, relevante Rückmeldungen.
Wissen für die Praxis
Studierende des Masterstudiengangs Pflege der Fachhochschule OST, als auch Studierende des Joint Medical Master der Universität St.Gallen haben die einzigartige Möglichkeit das SimDeC näher kennen zu lernen. Es geht dabei darum, den Blick zu weiten. «Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir ein Wissensproblem haben – wer nicht weiss, dass es eine Lösung gibt, ist nicht sensibel für ein Problem. Das führt häufig dazu, dass man mit einem Problem lebt, statt es als Einstieg in die Prävention zu nutzen.» Das SimDeC nutzt in diesem Sinne Fragen und Probleme aus der Praxis, um ganz spezifisches Wissen für die Praxis zu erzeugen.