Healing Architecture
Kann Architektur, Ästhetik oder Ambiente heilen? Dieser Frage geht Monika Kritzmöller im Rahmen ihres empirischen Forschungsprojekts «Healing Architecture – eine patientenzentrierte Diagnose» nach. Im Zentrum dieser Diagnose stehen, wie auch in der medizinischen Behandlung, die Patientinnen und Patienten.
Anlass ihrer wissenschaftlichen Arbeit war unteranderem die (persönliche) Wahrnehmung, dass Ästhetik und Ambiente bei Krankheit keinen Platz finden. Spitäler sind zweckmässig, praktisch, und wenn zunehmend Designaspekte berücksichtigt werden, verbleiben diese in der Regel auf dekorativer Ebene. Die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten werden bei Bauten oft ausser Acht gelassen. Der sozialwissenschaftliche Aspekt fehlt. Schweizweit gibt es keine vergleichbare Untersuchung, weshalb sich Monika Kritzmöller mit ihrem Forschungs- und Beratungsinstitut «Trends+Positionen» in Kooperation mit der Hirslanden Klinik Stephanshorn St.Gallen sowie einer Gruppe namhafter Unternehmenspartner im Praxisbetrieb dieser angenommen hat. Sie hat den wissenschaftlichen Nachweis erbracht, dass Architektur und Ambiente einen aktiven Beitrag zur Genesung leisten. Geschlechterübergreifend, denn es gibt nur eine Stossrichtung: das Spital soll wohltun, Ängste nehmen und das Stresslevel minimieren.
Es geht dabei nicht nur um Farben: Entscheidend ist ein fundiertes Konzept, das weit tiefer ansetzt als an der gestalteten Oberfläche. So wurden zwei Zimmer in der Hirslanden Klinik Stephanshorn St.Gallen als Interpretationen derselben Grundgedanken neu konzipiert und deren Wirkung während fünf Monaten untersucht. Farben, Lichtquellen, Textilien und Kunstwerke wurden gezielt als Formen-Sprache genutzt, um Patientenbedürfnissen gerecht zu werden. Essenziell bei der Neueinrichtung war auch die Qualität der Materialien, die Stoffe waren hochwertig, denn die Wirkung von Haptik hat die Autorin in einer früheren Arbeit bereits untersucht. Das Resultat überzeugt auch betriebswirtschaftlich: Wenn etwa eine Patientin oder ein Patient sich wohlfühlt und einmal täglich weniger klingelt, reduziert dies die Arbeitsstunden des Personals und folglich dessen Kosten.
Monika Kritzmöller hat sich bewusst auf das Zimmer als Untersuchungsraum konzentriert, da eine isolierte Einheit gemessen werden musste, um den wissenschaftlichen Nachweis erbringen zu können, dass es funktioniert und warum es funktioniert. Nicht nur die Atmosphäre und das Ambiente wirken heilungsfördernd, auch steht und fällt das Wohlbefinden mit dem (freiem) Handlungsspielraum der Patientinnen und Patienten und deren Vertrauen in die Umgebung. Architektur soll die Handlungsautonomie auch in eingeschränktem Zustand unterstützen. Die Diagnose hat bewiesen, dass es wirkt. Problemlos lässt sich dieses Konzept auch auf weitere Gesundheitseinrichtungen anwenden: Wartezimmer, Behandlungsraum beim Arzt, Zahnarzt, etc.
400 Bücher sind als limitierte Editionen mit unterschiedlichen, den in den Zimmern genutzten, Materialien gebunden worden. Bei Interesse besteht die Möglichkeit ein Exemplar unter Nennung der Wunsch-Edition direkt beim Verlag zu bestellen: mail@flabelli-verlag.de.